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Eben noch in Indiens pulsierender Hauptstadt Neu-Delhi – und nach mehr als zehnstündiger Reise plötzlich im beschaulichen Rietberg. Der Kontrast ist groß für rund ein Dutzend Jugendlicher aus der Metropolregion Delhi, die mit über 30 Millionen Einwohnern zu den drei größten Bezirken solcher Art weltweit zählt. Doch fremd ist ihnen und den sie begleitenden Pädagoginnen Ekta Mehra und Seerat Dhingra das ländlich gelegene historische Städtchen in Westfalen nicht.

Denn: Seit dem vergangenen Jahr gibt es offiziell eine Schulpartnerschaft der Richard-von- Weizsäcker-Gesamtschule aus der Emskommune mit der G.D.Goenka Public School, basierend auf ersten Kontakten schon 2023.

Und: Bereits zweimal waren junge Rietbergerinnen und Rietberger mit einem großen Koffer voller Neugier in Indien, zusammen mit ihren Lehrerinnen Leonie Pohl und Swantje Krebs. Jetzt sind zum zweiten Mal Jugendliche aus der bevölkerungsreichsten Demokratie der Erde (annähernd 1,5 Milliarden Einwohner) im Gütersloher Südkreis zu Gast. Fremdeln ist kein Thema. Nicht nur in der Theorie sind alle schon bestens informiert über den deutschen Alltag, nicht allein im Unterricht wurde vorab das Wissen vermittelt. Aus den Besuchen der heimischen Gesamtschülerschar im Oktober 2024 sowie in diesem September in Delhi sind Freundschaften entstanden, und dank der heutigen weltweiten Vernetzung wird untereinander fleißig geschrieben, erzählt und auch in Videotelefonaten gesprochen. „Bei manchen ist das ziemlich viel“, weiß Leonie Pohl.

Zur Begrüßung der Gruppe ist eigens CDU-MdB Ralph Brinkhaus, Vorsitzender der Deutsch-Indischen Parlamentariergruppe im Bundestag, zum Schulzentrum gekommen. Er bereiste den asiatischen Staat bereits mehrfach und wird auch im Februar 2026 wieder in Delhi sein.

Er freue sich sehr, dass das Interesse an diesem Schüleraustausch auf beiden Seiten nicht nur groß sei, sondern auch schon jetzt in den Anfängen so rege gelebt werde. „Bisher haben wir nicht viele Gäste aus Indien in unserer heimischen Region. Sicher gibt es viele Schulverbindungen in Europa, aber die Welt ist nun einmal viel bunter und größer. Und es ist für die Sicherheit und Stabilität immens wichtig, sich familiär zu begegnen.“

Genau so sieht es auch Gesamtschulleiter Burkhard Ernst: „Wir freuen uns außerordentlich, dass ihr diesen weiten Weg auf euch genommen habt. Es ist ein großer Wunsch auch unserer Schülerschaft, sich auf internationaler Ebene zu begegnen, sich kennenzulernen und damit auch Ängste abzubauen.“ Es sei stets das Fremde, was Angst und Verunsicherung hervorrufen könne. „Aber wenn man sich kennt, ist das kein Problem mehr.“ Es werde viel von Feindbildern gesprochen in der Gesellschaft, „aber wir brauchen das positive Gegenteil, wie brauchen Freundbilder. Dazu trägt dieser Austausch bei.“

Umfangreich ist das Programm für die jungen Gäste, die nicht nur in den Schulalltag hereinschnuppern, sondern auch das historische Rietberg bei einer Führung kennenlernen. Auf Wunsch der indischen Jugendlichen gibt es eine Fahrt nach Köln mit Besichtigung des Kölner Doms, sowie auch eine Tour nach Münster in Verbindung mit einer Nachhaltigkeitsrallye. Gemeinsames Basteln, ein Theaterworkshop in Gütersloh und auf Einladung einer Gastfamilie auch ein Grillfest in großer Runde stehen an. Und für einen freien Tag, den die Mädchen und Jungen mit den hiesigen Gastgebern verbringen stehen unterschiedlichste Angebote an, sogar eine Fahrt ins holländische Amsterdam.

„Wir sind froh, dass die Eltern diesen Austausch so mittragen“, betonen Swantje Krebs und Leonie Pohl. „Die haben die Jugendlichen selbst in Düsseldorf am Flughafen abgeholt und so war schon auf der Fahrt hierhin beste Gelegenheit, sich auszutauschen und kennen zu lernen.“

Wie viele gleiche Interessen die nachrückende Generation weltumspannend hat, das spürte die Schülerschar der Gesamtschule, die bereits in Indien war. Mode, Shopping, Charts – das sind Gemeinsamkeiten, äußere Umstände sind ein wenig anders. Indien, das Land der heiligen Kühe mitten im pulsierenden Großstadtleben fanden Johann, Maria, Julia und Juri im Gespräch mit den indischen Pädagoginnen faszinierend. Sehenswürdigkeiten wie der Taj Mahal oder auch der Aravalli Biodiversity Park hinterließen bleibende Eindrücke, genauso wie die sich in vielen wohlschmeckenden Mahlzeiten ausdrückende Gastfreundschaft. Genau wie die Kühe, die so manches Mal die Fahrbahn versperrten oder entlang der Straßen ganz selbstverständlich nebenher trotteten. Zudem beschäftigte man sich in anspruchsvollen Projekten mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen.

Einmal in Indien zu studieren, das ist für Teilnehmer der bisherigen Fahrten nicht mehr unvorstellbar, so wie umgekehrt die indischen Jugendlichen nun „hoch motiviert sind, schneller deutsch zu lernen“, so Ekta Mehra. Die G.D. Goenka School unterrichtet die deutsche Sprache als Schulfach. Ralph Brinkhaus: „Eine der größten Gruppen ausländischer Studierender in unserem Land kommt tatsächlich aus Indien, das ist für uns ein interessanter Bereich auch unter dem Stichwort Pflege, medizinische Versorgung oder Fachkräftemangel.“

Die Schüleraustauschbegegnung wurde u.a. aus Mitteln der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) des Auswärtigen Amts gefördert und durch den Pädagogischen Austauschdienst (PAD) des Sekretariats der Kultusministerkonferenz unterstützt.

Schulleiter Burkhard Ernst begrüßt die indischen Lehrkräfte sowie Ralph Brinkhaus

Ralph Brinkhaus, Seerat Dhingra, Leonie Pohl, Ekta Mehra, Swantje Krebs, Burkhard Ernst (v.l.n.r.)

Besuch aus Indien

Alle am Austausch beteiligten Schülerinnen und Schüler sowie die Kolleginnen mit Schulleiter Burkhard Ernst und Ralph Brinkhaus